“Sorry not Sorry” von Anika Landsteiner ist ein Must-read für 2024 (2024)

“SORRY NOT SORRY – Über weibliche Scham”: Darum geht’s

Was hat Scham mit Weiblichkeit zu tun? Anika Landsteiner untersucht, warum wir Frauen uns besonders oft schämen und entschuldigen. In persönlichen Essays über alle Aspekte ihres Lebens reflektiert sie über Selbstwert, Grenzüberschreitungen und darüber, dass sie sich nicht mehr kleinmachen lässt, weder von sich selbst noch von anderen. Von Arbeit über Krankheit und Sexualität bis hin zur Auseinandersetzung mit ihrer Biografie.

“Sorry not Sorry”: Am Anfang war die Scham

“Scham zu empfinden ist Teil unserer Biologie. Aber wofür wir uns schämen, hängt von Kultur, Sozialisierung und sozialem Umfeld ab”, schreibt Landsteiner. Wenn wir uns die Geschichte ansehen, wird schnell klar, dass Frauen sich seit Anbeginn der Zeit zu schämen haben. Eva, die mit Adam im Paradies lebte, naschte zuerst von der verbotenen Frucht und löste den Sündenfall aus. Seit jeher wird uns Frauen beigebracht, dass es einen Grund gibt, uns zu schämen.

Und dieses Muster zieht sich bis heute durch. In gut recherchierten und persönlichen Essays erzählt die Autorin von der Scham über den eigenen (nackten) Körper, das Single-Dasein (bloß keine “alte Jungfer” werden), die Geschichte des Reality-TVs (liebe ich!), ungewollte Schwangerschaft und das Altern (was ist euer Angstalter?).

Als Millennial habe ich mich besonders mit den Anspielungen auf “Sex and the City” identifizieren können. Denn trotz des Selbstbewusstseins, mit dem Carrie, Miranda, Charlotte und Samantha ihr fabelhaftes New Yorker Single-Leben bestritten haben, haben sie – so will es die Gesellschaft – Scham zu empfinden: Über das Single-Dasein, wie sie “da unten” aussehen oder darüber, mit wem sie Sex haben.

Schäm dich, ich schäme mich

Auch ich kenne die Scham. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn sie im Magen zu brennen beginnt und unter der Haut prickelt. Denn viele der Erlebnisse und Erfahrungen, über die Anika Landsteiner mit einer großen Portion Ehrlichkeit, Humor und Mut schreibt, habe ich auch schon in der ein oder anderen Art gemacht. Wenn ich mir wünschte, unsichtbar zu sein, weil ich “zu laut” war, etwas vermeintlich Peinliches gesagt habe (vielleicht habe ich auch einfach nur meine Meinung geäußert) oder einfach, weil mir ein Tampon aus der Tasche gefallen ist. (Vorsicht, sie blutet, nehmt euch in Acht!)

Und wer profitiert letztendlich von unserer Scham? Kurz gesagt: Patriarchale Unterdrückung und die Wirtschaft nähren sich von der Scham, die wir Frauen empfinden sollten.

Das Gefühl, schon als kleines Mädchen nie “gut genug” zu sein und sich dafür schämen zu müssen, wächst mit unseren Körpern mit. In “Sorry not Sorry” stellt sich Anika Landsteiner ihrer Scham und ermutigt die Leserinnen, es ihr gleichzutun. Sie lädt dazu ein, die Scham in all ihren Facetten offenzulegen, über sie nachzudenken und zu sprechen. Ja, auch wenn es unangenehm ist.

Von der Scham zur Wut

Früher war Scham die zuverlässige Wächterin unserer Grenzen. Heute wird sie von der Wirtschaft und dem Patriarchat (aus)genutzt. Um uns kleinzuhalten und um daran zu verdienen. Neben der Erkenntnis über die Rolle der Scham ist die Frage nach einem Gegenmittel die wichtigste. Anika Landsteiner schreibt dazu: “Doch die Wut hilft mir dabei, meine Scham nicht die Oberhand gewinnen zu lassen – weder die, die in mir selbst sprudelt, noch die, die mir von außen übergestülpt wird.”

“Meine Wut ist weiblich.” Mit diesen Worten beendet Anika Landsteiner ihr Buch und macht damit ein neues wichtiges Thema auf. Die Wut als Kraft für Veränderung, die unaufhaltsam brodelt.

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ROWOHLT

“Sorry not Sorry” von Anika Landsteiner

Darum empfiehlt unsere Autorin “Sorry not Sorry” von Anika Landsteiner:

Das Lesen hat sich angefühlt wie ein Deep Talk mit einer guten Freundin. Ich habe bereits viele Bücher zu feministischen Themen gelesen. Aber mich hat selten ein Buch so sehr abgeholt. “Sorry not Sorry” war wie ein Auffrischungskurs, den man vor einem Urlaub macht, um sich die wichtigsten Vokabeln wieder einzuprägen – und das im positivsten Sinne. Immer wieder habe ich mich selbst dabei erwischt, wie ich zustimmend mit dem Kopf genickt habe. Während des Lesens habe ich mehrmals Passagen abfotografiert und Freundinnen geschickt. Die Antworten: “Omg, ja!”, “So ist es” und “True”. Denn obwohl die Texte von Anika Landsteiner aus ihrem Leben kommen und persönlich sind, sind sie doch aus dem Leben vieler Frauen.

Lieblingszitat unserer Autorin aus dem Buch:

In der Kategorie“GLAMOUR Book Club”stellen wir euch regelmäßig unsere Lieblingsbücher und -autor:innen, Buch-Trends und BookTok-Neuheiten vor.

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Author: Ms. Lucile Johns

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